Wortlager / Markus Kutter
 
     

       

Amélie Zürcher entdeckt den Schatz unter der Erde

 

Das ist die Geschichte einer Frau, zugleich die Geschichte eines Traums, einer Beharrlichkeit über alle Zweifel und Widerstände hinweg. Es ist eine Geschichte von Reichtum, Naturbewahrung und Naturzerstörung, eine Geschichte zudem, in die drei grosse Kriege unbarmherzig eingreifen und die grosse Politik individuelle Schicksale zur Seite schiebt.

Es ist eine elsässische Geschichte, somit eine französische und deutsche, am Rand gelegentlich schweizerische Geschichte. Sie spielt auf einem Territorium nordwestlich von Mülhausen bis gegen Cernay, Ungersheim, Meyenheim, eine halbe Autostunde von Basel entfernt. Es ist eine Geschichte, die zeigt, was die Entschiedenheit einzelner Menschen vermag, aber zugleich wie deren Vorhaben Kräfte wachrufen, denen sie sich schliesslich beugen müssen.

Es ist eine Geschichte von Reich und Arm: von den wenigen, die handeln können und selber entscheiden, und von den vielen, die – um ihr Leben zu fristen – keine andre Wahl haben. Es ist eine Geschichte an der Bruchstelle zwischen einer von den Vorvätern übernommenen Landwirtschaft und einer bergmännischen Industrie, die plötzlich über die Leute hereinbricht und die Gesellschaft nicht weniger als ganze Landschaften verändert. Technik, Wissenschaft, staatliche Büros, Eisenbahnen, Kanäle, Kapital und Militär spielen mit; die Kräfte, die daneben Verständnis und Rücksicht suchen, Hilfe anbieten und das Gute wollen, geraten mehr als einmal unter die Räder.

Diese Geschichte begann vor rund 100 Jahren, jetzt neigt sie sich ihrem Ende zu und sucht den Ausgang in einer abermaligen Veränderung aller Gegebenheiten. Die Menschen, die sie einst in Bewegung setzten, entschwinden ins Vergessen, werden langsam namenlos, obschon Häuser und ganze Dörfer, umgestaltete Landschaften und industrielle Bauen noch immer ihr Wirken bezeugen.

Das Elsass

Das Elsass. Von den Höhen des Schwarzwaldes ein flaches Tal, ausgeleert von Basel bis Strassburg, im Hintergrund abgegrenzt von den in blauem Dunst stehenden Vogesen. An ihrem Fuss haben sich die Weindörfer eingenistet, eines nach dem andern. Wer aus Frankreich kommt, steigt erst durch karge Täler hinauf, die auf der andern Seite des Kamms plötzlich lieblich werden. Als hätte eine unsichtbare Hand Fruchtbarkeit und Anmut ungleich verteilt. Die ganze Nordwestschweiz der Region Basel kann als eine Treppe vom Jura hinunter zum Rhein verstanden werden. Oberhalb von Basel liegen am Hochrhein die sogenannten Waldstädte, hinter denen der Schwarzwald seinem Namen Ehre macht. In Basel wendet sich der Strom, nachdem er die Wasser aus dem Jura und dem Schwarzwald aufgenommen hat, resolut nach Norden. Die Bäche des Sundgaus, der sich bis hin zu den Vogesen sanft auswellt, zieht die Ill an sich, die sich erst in der Nähe von Strassburg zur Vereinigung mit dem Rhein entschliesst.

Das Elsass. Unmittelbar nach Basel, nachdem auch die Wiese, „des Feldbergs liebliche Tochter”, sich mit dem Rhein vermählt hat, beginnt die Landschaft anders zu sprechen. Die Grammatik ist anders, das Vokabular, der Tonfall. Oberhalb von Basel windet sich der Rhein der tiefsten Kerbe entlang; unmittelbar nach Basel öffnen sich die Vogesen links und die Höhen des Schwarzwaldes rechts wie zwei Arme, die vergeblich eine nach Norden auslaufende Ebene zu umfassen versuchen. Die Dörfer auf beiden Seiten scheinen unsicher, ob sie sich vorsichtig bis an den Fluss vorschieben oder umgekehrt an die fruchtbaren Gebirgsterrassen zurückziehen wollen.

Das Elsass liegt links vom Rhein, das ihm gegenüberliegende Ufer hat keinen einheitlichen Namen, heisst bald Markgrafschaft, Breisgau, Kaiserstuhl. Spuren der Geschichte. Und was war vorher? Im Pliozän lag möglicherweise die Wasserscheide zwischen einem Nordrhein und einem dem Rhone-System zugeordneten Rhein beim Kaiserstuhl. Jetzt hat sich diese Wasserscheide südwestlich ins Gebiet der burgundischen Pforte verschoben. Vogesen und Schwarzwald gehörten einst zur gleichen Formation, in der sich die Schichten des Erdmittelalters nahezu ungestört ablagern konnten. Dann begann die Absenkung des Beckens, und zum Ausgleich wurden die Höhenzonen am Rand verstärkt abgetragen. Riesige Gesteinsmassen rutschten nach. Im Oligozän brach von Süden das Meer in diesen Graben ein, schwemmte Tone und Sande mit sich. Als das Klima trockener wurde, bildeten sich Lagunen und Sümpfe, das Wasser verdunstete, die Salze blieben zurück.

Nun lag er abgesackt und eingebrochen da, der oberrheinische Graben. Die Schmelzwasser aus den Alpen, den Vogesen und dem Schwarzwald transportierten Schotter heran. Zwei verschiedene Gewalten trafen aufeinander: Das Geschiebe, das der Rhein heranführte, und die Schotter, die aus den Vogesen und dem Schwarzwald stammten. Geologisch gesagt: Die Sedimentfracht des Rheins unterbrach den Abfluss der seitlichen Gewässer zum Rhein als Vorfluter. Somit bildeten sich links und rechts der Rheinebene Terrassen, an die auch die grössten Hochwasser nicht mehr heranreichten. Aber im Tal hatte der Rhein freies Spiel. Zum einen brachte er Geröll und lehmartige Partikel mit sich, füllte also die Ebene weiter an. Zum andern suchte er sich in diesem System von Ablagerungen immer wieder neue Abkürzungen, Umwege, Durchbrüche. Wasser strebt ja stets zum tiefsten Punkt, und wenn es sich selber mit dem eigenen Geschiebe ein zu hohes Bett geschaffen hat, erzwingt es einen Ausbruch.

Der Wind machte mit in diesem Spiel – vor Jahrmillionen. Kaltzeitliche Auswehungen aus den Rheinschottern, so sagen es die Geologen, wehten feinstes Sedimentmaterial mit den jahreszeitlichen Abschmelzvorgängen von Gletschern an natürlichen Hindernissen ab, so entstand Löss, feinster Lehm. Noch heute sind die Böden der oberrheinischen Tiefebene extrem unterschiedlich: dünne Humusschichten, mit Sand durchsetzt, auf einem Untergrund von Schotter, bräunliche oder braunschwarze ehemalige Sumpfwiesen, gelbe oder sogar blaue Lehmerde, dazwischen plötzlich mit Felsbrocken oder Rheinkieseln durchsetzte angeschwemmte Böden.

Wer auf der oberrheinischen Tiefebene Landwirtschaft betreiben will, muss schon wissen, mit welcher Art Boden er es zu tun hat.

Der Rhein von heute ist nicht der Rhein, den die Menschen von keltischen Zeiten bis in das 18. Jahrhundert kannten. Der gerade Lauf, der jetzt die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland markiert, ist Menschenwerk aus dem 19. Jahrhundert. Zwischen 1817 und 1876 wurde der Rhein zwischen Mannheim und Basel um nicht weniger als 81 km verkürzt. Er wurde schneller und tiefer. Im 20. Jahrhundert, nach dem Ersten Weltkrieg, entstand auf der französischen Seite der Kanal mit Schleusen für die Rheinschifffahrt und vielen Staustufen für Kraftwerke. Von diesen beiden Eingriffen, die die Grundwasserströme beeinflussten, war der Rhein weniger ein Fluss als ein Flussgeflecht mit Inseln, verlandeten Nebenarmen, Sandbänken und Auenwäldern – ein ganzes System, das seine Gestalt auch dramatisch ändern konnte. Breisach, zu spätrömischer Zeit am Kaiserstuhl ein militärischer Festungsbau, lag vermutlich im frühen Mittelalter links vom Rhein, wenn es nicht sogar eine Insel darstellte. Es hat also seine geschichtliche Logik, dass es nach dem Dreissigjährigen Krieg zeitweise zur Hauptstadt des damals schon französischen Elsasses erklärt wurde.

Aber was hat diese alles mit Amélie Zürcher zu tun und mit ihrem Schatz unter dem Boden?

Sicher lebten einst Kelten im Elsass und gegenüber, zu den Füssen des heutigen Schwarzwaldes. Aber dieser Wald stand nicht isoliert da, er bedeckte die Ebene zu grossen Teilen. Wald hiess Hard oder Hart; die letzten Hardwälder von heute sind seine Nachkommen. Schaut man sich die keltischen Fundstellen am Oberrhein an, erkennt man eine auf beiden Seiten des Rheins und über das heutige Basel hinausgehende gemeinsame Kultur. Das Rheingeflecht war beidseitige Übergangs- und Austauschzone, nicht Grenze. Es hatte zahlreiche Furten, auf denen es sich überqueren liess.

Dann aber, rund 50 Jahre vor dem Beginn unserer Zeitrechnung, stiessen hier die beiden grössten Mächte der damaligen Zeit aufeinander, die Germanen und Rom. Die Germanen drängten über den Rhein, machten sich die keltischen Völker tributpflichtig. Dem römischen Gallien, das sich von der Rhone bis zu den Pyrenäen erstreckte, drohte Gefahr an der nördlichen Flanke, schon hatten die helvetischen Kelten unter dem Druck der Germanen den Auszug geprobt. Zwischen Mülhausen und Colmar treffen sich der römische Statthalter Julius Caesar und der Germanenkönig Ariovist zu  einer politischen Verhandlung. Sie einigen sich nicht, die Waffen müssen entscheiden. Der Sieg fällt den Legionen zu.

Wieder: was hat das mit Amélie Zürcher zu tun? Verbürgt ist es nicht, aber manches deutet darauf hin, dass dieser Kampf auf dem Boden ihres Gutes (oder in nächster Nähe) stattfand, auf einem Feld, das später den Namen Ochsenfeld bekam. Damals wurde der Rhein zur römischen Grenze, dann zur Ausgangsbasis für die römischen Vorstösse bis an die Elbe, dann zwei Jahrhunderte später zur Verteidigungslinie gegen die nachdrängenden Germanen.

Mit den Römern kamen der Anbau besserer Getreidearten, Gemüsezucht und Obstveredlung, vor allem etablierte sich der Weinbau an den Berghängen. Schon Caesar pries die sequanische Erde, gemeint ist das von den Sequanern bewohnte Elsass, als die beste von ganz Gallien. Die Gutsherrin Amélie Zürcher erntete nach der Sanierung ihres Gutsbetriebes 120 Wagen Heut, die Roggenhalme hatten eine durchschnittliche Länge von 2,30 Meter, einzelne Zuckerrüben wogen 22 Pfund. Ihr Verwalter schrieb: „Wir hatten soviele Kirschbäume auf dieser Erde, die man für unfruchtbar hielt, dass wir zur Zeit der Ernte zwei bis drei Tage brauchten, nur um sie zu versteigern.”

Im frühen Mittelalter standen sich nicht mehr Römer, das heisst romanisierte Kelten, und Germanen gegenüber, sondern auf dem rechten Ufer Alemannen und auf dem linken Ufer Franken. Man glaubt, dass die Dorfnamen, die auf -ingen enden, alemannischen Ursprungs sind, und die Dörfer, die auf -heim enden, von den Franken gegründet wurden. Und wenn man dann auf der Karte nachschaut, wird der Rhein wieder als Übergangszone dieser Stämme sichtbar, weil Dorfnamen mit -ingen und -heim auf beiden Seiten des Rheins zu finden sind.

Karl der Grosse liebte den Oberrhein, unter seinen Nachfolgern kam er zum mittleren Reich Lothars, der Name Lothringen zeugt noch heute davon. Der Oberrhein war eine Wiege königlicher Geschlechter, hier wurden die Zähringer gross, und aus dem Elsass stammen ursprünglich die Habsburger, die erst nachher über die Aare-Gegend und die vorderösterreichischen Lande bis nach Wien und Böhmen gelangten.

Die Stauferkaiser waren den oberrheinischen Städten freundlich gesinnt, erteilten ihnen zahlreiche Privilegien. Der Oberrhein, mit ihm auch das Elsass, gehörte zum Reich, aber als Grenzland. Im Süden sassen die Eidgenossen, die sich nach 1499 vom Reich zu lösen begannen, Basel wurde zwei Jahre später eidgenössisch; im Südwesten lauerten die Burgunder. Katharina von Burgund hatte im 15. Jahrhundert den österreichischen Erzherzog Leopold geheiratet, liess sich als Wittum die Herrschaft über die Landgrafschaft des Elsasses verschreiben und übte sie nach dem Tod ihres Gatten auch aus. Für die Elsässer war sie die Dame von Österreich, für die Österreicher die Dame von Burgund. Mit der Erschlagung Karls des Kühnen durch die Eidgenossen welkten die burgundischen Träume dahin, doch aus der Verbindung Marias von Burgund mit Maximilian von Österreich entstand das Weltreich Karls V., eine Bedrohung für die französische Krone.

Der Oberrhein, in einem weiteren Sinn bis nach Lothringen und in die Freigrafschaft Burgund verstanden, blieb Grenzzone, in der sich die grossen europäischen Mächte in kleinen und kleinsten Herrschaften ineinander verzahnten. Zu einem eigenen Fürstentum konnte er nicht werden, auch wenn Bernhard von Sachsen-Weimar im Dreissigjährigen Krieg davon träumte. Die Geheimverträge, die dieser deutsche Fürst auf der protestantischen Seite mit Richelieu schloss, von dem er zur Ausrüstung seiner Truppen gewaltige Summen erhielt, bildeten dann die Grundlage, auf der Frankreich zur Zeit Ludwigs XIV. das Elsass beanspruchte und seine Reunion, die eher eine Union war, diplomatisch und militärisch durchsetzte. Das Strassburg, in dem Goethe studierte, war eine französische Stadt, auch wenn die meisten Leute deutsch sprachen. Die ersten Kanäle, die auf der elsässischen Seite in der Rheinebene gegraben wurden, entstanden aus den Notwendigkeiten des französischen Festungsbaus. Aushubmaterial musste weg-, Steine mussten antransportiert werden. Die (heute kaum mehr sichtbare) Befestigung von Hüningen und das als wehrhafte Stadt noch weitgehend erhaltene Neuf-Brislach wurden nach den Plänen Vaubans gebaut. Die Bevölkerung des Elsasses war durch den Dreissigjährigen Krieg entsetzlich dezimiert worden, nun lockte dieses in der Fruchtbarkeit einzigartige Land wieder als Einwanderungsland, in das auch zahlreiche Schweizer, oft Untertanen französischer Zunge aus der von Bern beherrschten Westschweiz, strömten.

Dass die Französische Revolution im Elsass zum Teil sehr heftige Formen annahm, kann auch so verstanden werden, dass die Elsässer gegen noch aus dem alten Reich stammende Herrschaftsverhältnisse aufbegehrten. Die Marseillaise wurde erstmals in Strassburg gesungen; die meisten Freiwilligen für die Armée du Rhin kamen von dort. Sowohl die Jakobiner in Süddeutschland als auch die helvetischen Patrioten in der Schweiz richteten ihre Blicke auf das revolutionäre Elsass. Als aus der französischen Republik zuerst ein Konsulat und dann ein Kaiserreich wurde, hielt Napoleon immer grosse Stücke auf seine aus dem Elsass stammenden Generäle.

Aber es verstellt ein wenig den Blick auf die tatsächlichen Verhältnisse, wenn man in der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert die Leute am Oberrhein in erster Linie unter nationalstaatlichen Kriterien sehen will. Es gab wohl das jetzt napoleonisch gewordene Frankreich, aber es gab noch kein politisch geeintes Deutschland und nur eine im helvetischen Staatsentwurf scheiternde Schweiz. Für das Elsass viel wichtiger wurden die Wandlungen gesellschaftlicher und sozialer Natur. Es war seit Menschengedenken immer ein Bauernland gewesen, wenn man unter dem Begriff des Bauern auch die Wein- und Obstbauern, die Viehzüchter und Tabak-, später die Hopfenpflanzer versteht, es war eine Kornkammer für die umliegenden Gebiete. Wenn Fruchtsperren verhängt wurden, also Ausfuhrverbote für Getreide, merkten das die Basler sofort. In den Städten und Städtlein aber entwickelten sich erstaunliche gewerbliche Kenntnisse wie der Stoffdruck, in den Tälern der Vogesen wurden Silber und Eisen abgebaut. Der Buchdruck, der die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit signalisiert, wurde durch Gutenberg vielleicht zum ersten Mal in Strassburg ausprobiert, einzelne Basler Konzilsherren hatten schon um 1440 von der nova ars scribendi, der neuen Kunst zu schreiben, gehört.

Wie in England und später in der Schweiz ist auch im Elsass die Textilindustrie die Mutter der weiteren Industrialisierung. Denn sie führt fast zwangsweise in andere industrielle Bereiche. Spinnmaschinen und Webstühle müssen repariert werden, der gute Mechaniker bringt eigene Verbesserungen an und wird zum Konstrukteur; Textilfasern müssen gebleicht, gefärbt und appretiert werden. So lockt sozusagen die Textilindustrie den Maschinenbau und die Chemie hervor. Das revolutionäre und napoleonische Frankreich war selbstbewusst genug, die Konkurrenz zu England bestehen zu wollen. Den nächsten Entwicklungsschub brachte der Eisenbahnbau, der am Oberrhein um 1840 zu einem merkwürdigen Rennen zwischen den Linien Strassburg-Colmar-Mülhausen-Basel und Mannheim-Karlsruhe-Freiburg-Basel führte. Auf französischer Seite entstanden die Chemins de fer d'Alsace-Lorraine, auf der gegenüberliegenden Seite wurde – auf breiterer Spurweite – die erste staatliche Eisenbahn, die Badische Staatsbahn, gebaut. Die Basler erhielten, zur eigenen Verwunderung, gleich zwei vom Ausland her bediente Bahnhöfe. In Mülhausen begann man mit dem Bau von Lokomotiven – schon die Zeitgenossen hatten den Eindruck, dass Mülhausen so etwas wie das französische Manchester würde.

Die Eisenbahnen, die im Elsass mit der Versuchslinie Thann-Mülhausen begonnen hatten (und nach 1871 in der Zeit der deutschen Annexion aus militärischen Gründen gewaltig ausgebaut wurden), brachten aber nicht nur neue industrielle Möglichkeiten, sondern veränderten auch den Aufbau und die Struktur der Bevölkerung: Weil das ganze Gebiet verkehrsmässig so gut erschlossen wurde, konnte die ursprünglich landwirtschaftliche Bevölkerung vom eigenen Wohnort aus in der Fabrik arbeiten, sei es im Nachbardorf oder in einer grösseren Stadt, und nebenbei die eigene Landwirtschaft weiter betreiben. Die Bildung von Grossstädten unterblieb, der elsässische Arbeiter behielt seinen Garten, Acker oder Rebberg. Ein eigentliches Proletariat, das auch politisch ins Gewicht gefallen wäre, bildete sich nicht oder nur ansatzweise.

Zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, sehen wir im Elsass ein aus der vorrevolutionären Zeit stammendes Bürgertum, oft in Dörfern oder Kleinstädten angesiedelt, unternehmerisch gesinnt und zum Teil noch von napoleonischem Selbstbewusstsein erfüllt, daneben eine langsam heranwachsende Arbeiterschaft von bescheidener Qualifikation mit Frauen und Kindern im Textilbereich, von höherer Qualifikation in der metallverarbeitenden Industrie, häufig technisch begabt. Metallgewinnung und Bergbau jedoch waren im Rücklauf, die grosse Mehrheit der elsässischen Bevölkerung lebte noch immer von der Landwirtschaft, ein mächtig anziehendes Erzeugnis war gerade um diese Zeit der Hopfen, dessen Anbau mit der Gründung grosser Brauereien in der Strassburger Region zusammenfiel.

In dieser Welt wurde Amélie Zürcher hineingeboren.

Die Tochter erbt ein Gut 

Die meisten Nachrichten über Amélie Zürcher stammen von Eugène J. Bertrand, der 1987, herausgegeben von der Maison du Mineur et de la Potasse, eine illustrierte Broschüre über diese Dame veröffentlichte. Er nahm sich die Mühe, möglichst viele der noch lebenden Leute, die Amélie Zürcher selber begegnet waren, zu befragen, Druckdokumente und Bilder zu sammeln, studierte die Archive der Kali-Bergwerke.

Die Familie Zürcher lässt sich zurückführen auf einen Heinrich von Zürich, der 1360 in Mülhausen nachweisbar ist. Vermutlich war es ein Auswanderer, angelockt von der Fruchtbarkeit dieses Landes, das mit dem noch nicht eidgenössischen Basel und weiteren eidgenössischen Orten in Verbindung stand. Der Urgrossvater Amélies, Jean-Jacques Zürcher (1751-1839), gründete 1785 eine Textilmanufaktur in Cernay, die sein Sohn gleichen Namens (1783-1850) weiterführte. Dessen Sohn Théodore (1817-1889) besass und leitete eine Textilfabrik in Bollwiller und bewohnte das dortige Schloss. In ihm kam Amélie am 27. August 1858 zur Welt als viertes Kind nach drei Brüdern.

Das Elsass war schon seit 200 Jahren französisches Land, der Rhein war seit den Revolutionskriegen unbestrittene Grenze, auch Zollgrenze, zu Deutschland. Das einst als zugewandter Ort eidgenössische Mülhausen war seit 60 Jahren Teil der Republik. Nur war diese Republik, für die einst die Freiwilligen aus Strassburg gegen den deutschen Kaiser in Wien angetreten waren, längst wieder zur Monarchie geworden. 1848 war nach dem Sturz des Bürgerkönigs Louis Philippe zwar die Zweite Republik ausgerufen worden. Aber nachdem sie Louis Napoléon Bonaparte zu ihrem Präsidenten gewählt hatte, stürzte oder glitt sie in weniger als vier Jahren in das Zweite Kaiserreich, das Louis Napoléons Staatsreich vom 2. Dezember 1852 besiegelte.

Die grossen europäischen Staaten – England, Frankreich, Österreich, Preussen – beginnen sich wirtschaftlich zu messen. 1855 findet in Paris eine erste Weltausstellung statt. Frankreich setzt alles in Bewegung, um den industriellen Vorsprung Englands aufzuholen, es verdoppelt zwischen 1852 und 1870 die industrielle Produktion, verdreifacht das Handelsvolumen. Die grossen europäischen Mächte stehen nicht nur auf dem Kontinent im Wettstreit, sie gründen auch Kolonialreiche. Algerien wird unter französischen Siedlern zur Kornkammer Frankreichs, der Senegal, der Golf von Guinea, die afrikanische Ostküste und Indochina werden französische Kolonien. Der Bau des Suezkanals 1859 durch eine französische Gesellschaft zeigt eine neue Dimension des politischen Herrschaftswillens.

Wir wissen wenig von der eigentlichen Jugendzeit Amélie Zürchers im Schloss Bollwiller. Sie ging im Dorf selber zur Schule. Als sie noch nicht ganz zwölf Jahre alt war, brach der deutsch-französische Krieg aus. Am 1. September 1870 geriet Napoleon III. nach der Niederlage bei Sedan in deutsche Kriegsgefangenschaft, am 4. September wurde in Paris die Dritte Republik ausgerufen.

Die Eltern Amélies, von Herzen französisch gesinnt, wollten sie in Sicherheit wissen, schickten sie nach Nancy in ein Pensionat der Dominikanerinnen. Amélie blieb dort bis 1877, also bis zu ihrem 19. Lebensjahr. Erhalten geblieben sind ihre Zeugnisse, das heisst die kleinen Dokumente ihrer Schulpreise. Sie galt als intelligent, begabt, fleissig, als gute Schülerin in Geschichte, Geographie, Literatur; wir wissen auch, dass sie Französisch, Deutsch und Englisch beherrschte. Jahr für Jahr sammelte sie erste oder zweite Preise ein und wurde mit Buchgeschenken ausgezeichnet. Nicht weniger glänzte sie in Handarbeiten.

Der schon zitierte Eugène J. Bertrand weiss zu berichten, dass Amélie im Pensionat durch ihren gesunden Menschenverstand und ihre persönliche Hygiene auffiel. Sie stand schon um 5 Uhr auf, turnte während einer Stunde. Nach der Toilette wollte sie sich nicht abtrocknen, sondern bewegte sich so lange, bis der Körper von selber trocken war. Ihre Gesundheit war immer ausgezeichnet, ihre Wangen waren Zeit ihres Lebens von natürlicher Röte, eine Brille musste sie erst im fortgeschrittenen Alter zu Lesezwecken tragen. Nur die Bronchien waren schwach, wiederholt begab sie sich deshalb für ein Kur ins Massif Central.

Unter den Industriellen der damaligen Zeit war es nicht nur Sitte, sondern erbtechnische Voraussicht, vor allem bei mehreren Kindern, das Vermögen ausserhalb des Fabrikbetriebes auch in landwirtschaftlichen Gütern anzulegen. Der Vater Amélies, Théodore Zürcher, besass nicht nur die Textilfabrik in Bollwiller, in der 350 Leute beschäftigt waren, sondern kaufte von seinem unverheirateten Bruder Alphonse (1809-1901) den sogenannten Lützelhof auf dem Ochsenfeld, ein landwirtschaftliches Gut in der Grössenordnung von 65 Hektaren.

Schon 1871 aber war, nach dem Zusammenbruch des Zweiten Kaiserreiches in Frankreich, das Elsass wieder deutsch geworden, Reichsland unter kaiserlicher – und das hiess – preussischer Verwaltung. Denn während Frankreich abermals zu einer Republik geworden war, zur Dritten, kannte Deutschland neben dem Kaiser in Wien nach dem Willen Bismarcks auch einen Deutschen Kaiser, dem die übrigen deutschen Fürsten huldigten. In der Sicht Bismarcks, der diese Annexion nur ungern sah, sollte es dem Elsass gut gehen; interessant ist in dieser Hinsicht seine Eisenbahnpolitik, mit der er die Verbindung auf der linksrheinischen Seite Strassburg-Basel mit allen Mitteln förderte, zugleich aber von Berlin aus die Strecke Mannheim-Basel auf der badischen Seite nicht einmal auf den affichierten Fahrplänen erscheinen liess. Wo früher das Elsass ein für das übrige Frankreich atypisches Grenzgebiet gewesen war, war es jetzt im Rahmen des Deutschen Reiches wiederum Grenzgebiet am anderen Rand, aber interessant für die deutsche Wirtschaft durch seine teilweise hoch entwickelte Technik.

Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 hinterliess in der Familie Zürcher seine tiefen Spuren. Amélies Bruder Albert Zürcher (1849-1906) wurde im Krieg schwer verwundet, wurde Halbinvalide. Er war Vertreter für chemische Produkte in Ludwigshafen. Der andere Bruder, genannt James (1848-1870) war in Algerien gefallen. Nach dem Tod des Vaters Théodore erbeten Amélie und der invalide Bruder Albert das Gut Lützelhof, er zählte 40, sie zählte 31 Jahre.

Der Lützelhof lag nahe bei Cernay in südlicher Richtung. Seinen Namen hatte er von der Abtei Lucelle, eben Lützel, zu deren Besitztümern er vor der Französischen Revolution gehört hatte. Das sogenannte Ochsenfeld, dessen Teil der Lützelhof war, liegt zwischen Cernay, Wittelsheim, Richwiller und Reiningue, somit nordwestlich Mülhausen.

Diesem Feld hat vermutlich der Stauferkaiser Friedrich II. im frühen 13. Jahrhundert den Namen geben helfen, indem er Cernay das Privileg eines Viehmarktes jeweils am Dienstag nach Quasimodo, Dreieinigkeit und St. Martin verlieh. Im 16. und 17. Jahrhundert hielt unter dem gestrengen Auge der habsburgischen Verwaltung von Ensisheim der Fleischordnungsverein wöchentlich Viehmärkte ab, zu denen die Leute aus dem Burgund, der Freigrafschaft, von Lothringen, aus dem Elsass und gewiss auch aus der Basler Gegend zusammenströmten. 300 Reichstaler flossen jeweils allein vom Ohmgeld, also der Wein-Umsatzsteuer, in die Kasse der nach dem Dreissigjährigen Krieg französisch gewordenen Regenz. Das Ochsenfeld muss auch immer ein Schlachtfeld gewesen sein, vielleicht kämpfte hier Caesar mit Ariovist, der Hunnenkönig Attila ritt vorbei, die Armagnaken zogen durch, die Bauernkriege wüteten, im Dreissigjährigen Krieg stritten Kaiserliche und Schweden gegeneinander.

Das Gut Lützelhof zählte damals rund 65 Hektaren; der Viehbestand, Kühe und Schafe, betrug über 50 Häupter, dazu kamen zehn Pferde und ein Dutzend Schweine. Die beiden Geschwister widmeten alle Energie ihrem Hof. Amélie, die Zeit ihres Lebens unverheiratet blieb, war so etwas wie eine Tiernärrin. Auf Fotografien sieht man sie häufig in Begleitung von Hunden. Daneben war sie eine exzellente Jägerin. Der kriegsversehrte Albert hatte wie seine Schwester eine natürliche Neigung für Landwirtschaft und Tieraufzucht.

Das Hauptproblem des Gutes lag in der relativ dünnen Humusschicht – auf blosse 25 cm schätzte sie der spätere Gutsverwalter – und in der dadurch beschränkten Fruchtbarkeit. Bodenverbesserung war das wichtigste Postulat. Die Geschwister begannen neue Bäume zu pflanzen, liessen anspruchslose Föhren aus Österreich kommen, studierten die Möglichkeiten der Schafzucht.

Dann kam der böse Sommer 1893. Vom März bis zum September fiel kein Tropfen Regen, die elsässische Ebene trocknete vollkommen aus. Amélie und ihr Bruder wussten nicht mehr, wie sie ihren kleinen Viehbestand durchfüttern sollten. Jules Léopoldès, der später in die Dienste von Amélie Zürcher trat, berichtete als bestandener Mann, wie er als Schüler mit dem Lehrer in den Wald von Nonnenbruch ging, um Moos von den Steinen und Bäumen abzulesen, damit die Bauern ihren abgemagerten Tiere wenigstens etwas verfüttern konnten. Die Gutsbesitzer kamen auch finanziell in Schwierigkeiten, Amélie Zürcher aber wollte auf keinen Fall die abgemagerten Kühe zu Preisen verkaufen, die nur noch einen Zwanzigstel ihres eigentlichen Wertes darstellten. Erst im Oktober kam wieder Regen, der freilich Wunder wirkte, denn es konnte noch einmal Gras gemäht werden.

Aus den Aufzeichnungen von Eugène J. Bertrand können wir uns ein detailliertes Bild der Gutsherrin Amélie Zürcher machen. Sie war eine sehr bestimmte Person von paternalistischem – nein: maternalistischem Charakter. Auffallend ist ihre eigene Disziplin, die sie dazu anhielt, von ihrem Personal die gleiche Exaktheit und peinlichste Sauberkeit wie von sich selber zu fordern. Sie verlangte viel.

Aber sie legte auch selber Hand an. Vor Weihnachten bereitete sie Festtagsbrot, die Berawecka, also mit Birnen und anderen Früchten durchsetztes Brot. Wenn die Linden blühten, wurde Tee eingesammelt; Kamille und andere Kräuter wurden getrocknet. Sie schloss sich gelegentlich in der Küche ein, um selber Pomaden und Salben von schwarzer Farbe gegen Furunkel herzustellen. Sie besorgte den Hühnerhof persönlich. Jeden Samstag mussten die Bodenplatten des Hofes mit frischem Wasser gewaschen werden. War ein Jahr zu Ende, wurden die Rechnungsbücher einer genauen Kontrolle unterzogen.

Das alles liest sich heute sehr herrschaftlich, grossbürgerlich, vielleicht sogar eigensinnig. Aber wir sind im letzten Fünftel des 19. Jahrhunderts, wir beobachten eine Erbtochter aus dem industriellen Milieu. Zu diesem Bild gehören auch die Jagden, die Amélie Zürcher auf ihrem Gut veranstaltete. Schon aus dem 19. Jahrhundert, der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, haben wir Nachrichten von einer Jagd, die durch ein fotografisches Bild dokumentiert ist. Da steht Amélie mitten im Kreis einer imposanten Gesellschaft wohlbeleibter Jagdherren. Ein halbes Dutzend Wildschweine, anderthalb Dutzend Rehe, 150 Fasane oder Rebhühner und 180 Hasen waren die Ausbeute. Die einzige Frau in dieser Gesellschaft, die Gutsherrin selber, war gewiss nicht das, was man heute als Alibifrau bezeichnet.

Aber man sollte die anderen Aspekte ihrer Tätigkeit nicht übersehen. Wenn sie Ende Jahr die Rechnungsbücher durchgesehen hatte, verteilte sie in genau abgefüllten Briefumschlägen die Gratifikationen an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie dachte auch an deren Familien. Es gab in Mülhausen und Cernay viele Leute, die vom Gut des Lützelhofes gratis Gemüse, Brennholz und sogar Kleider erhielten. Sie tat das still und verschwiegen. Wenn sie aber den Eindruck hatte, dass Landstreicher oder marodierende Diebe sich ihrem Gut näherten, griff sie mitten in der Nacht zum Gewehr und sorgte für Ordnung.

So sehen wir in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts eine tüchtige, ihrer Sache sichere und selbstbewusste Frau neben einem invaliden Bruder für das Geschick eines grossen Hofes sorgen. Alles war wohl geregelt, die Zukunft schien überblickbar, an täglichen Aufgaben mangelte es nicht, und der grosse landwirtschaftliche Betrieb stellte genug Probleme, um die ganze Tatkraft einer intelligenten und zugleich naturliebenden Frau in Anspruch zu nehmen. Es war nach dem bösen Sommer 1893, dass das Leben der Amélie Zürcher eine ganz andere Wendung nahm.

Der Schatz unter der Erde 

Im späten Mittelalter und besonders seit dem 14. Jahrhundert waren im Elsass – wie übrigens auch auf der anderen Rheinseite – zahlreiche kleinere Bergwerke und Stollen im Betrieb. Man baute Eisen ab, an gewissen Stellen Blei, Silber und gelegentlich sogar Kupfer. Aber diese Minen schlossen im Lauf des 19. Jahrhunderts eine nach der andern, die Ausbeute war zu gering, die Verarbeitungskosten waren zu hoch. Mit den Kolonien der grossen europäischen Mächte und der Dampfschifffahrt baute sich ein Welthandel auf, gegenüber dem die Ausbeutung lokaler Vorkommen bedeutungslos und vor allem unrentabel wurde. Heute vollziehen sich die industriellen Fortschritte meistens unsichtbar vor den Augen des Publikums; die entscheidenden Etappen und Durchbrüche geschehen in Laboratorien oder technischen Entwicklungsstätten. Im zu Ende gehenden 19. Jahrhundert war das anders: Jede technische Erfindung, Entdeckung oder Entwicklung manifestierte sich fast über Nacht in neuen technischen Anlagen, die oft grosse Flächen beanspruchten und auf die bestehenden Landschaften, Flüsse oder Wegnetze wenig Rücksicht nahmen. Die Leute dieser Epoche fühlten sich in den wirtschaftlichen Wettstreit der Nationen eingebunden, die Zeitungen waren voll davon, an den Weltausstellungen kämpften Länder, Branchen und Firmen um Medaillen. Aufregende Kunde kam aus den Vereinigten Staaten Amerikas von der Erdöl-Industrie und den sagenhaften Gewinnen, die ihre Promotoren erwirtschafteten.

Geologisch war, wir haben es erwähnt, das Elsass ein besonderer Fall. Im Unterelsass wurde schon lange bei Pechelbronn asphalthaltiger Sand gewonnen, den ein paar Dutzend Arbeiter mit der Hilfe von kochendem Wasser reinigten, um ein Schmiermittel für grosse Maschinen zu gewinnen. 1882 bohrte die damit beschäftigte Firma tiefer und stiess plötzlich auf leichtes Erdöl, das von selber aus dem Bohrloch stieg. Das Petrolfieber bemächtige sich, nach amerikanischem Vorbild, der ganzen Gegend. So entstanden die Pechelbronner Ölbergwerke, die 1889 die existierenden Konzessionen zusammenkauften. Sofort meldeten sich auch Konkurrenten, so die Deutsche Tiefbohr A.G., und vor dem Ersten Weltkrieg betrug die Erdölförderung im Unterelsass bereits 50'000 Tonnen, die Zahl der Arbeiter stieg von 1872 bis 1913 von 73 auf 433.

Ölrausch im Elsass? Man stellte bald fest, dass die gefundenen Erdölmengen eigentlich bescheiden waren. Während am Anfang das Erdöl von selber an die Oberfläche stiegt, musste man seit 1885 Pumpen einsetzen. Je mehr man förderte, desto geringer wurden die Lager – das Elsass war kein neues Texas.

Mit Amélie Zürcher hat das direkt nichts zu tun, aber indirekt ergab sich plötzlich eine unvorhersehbare Verknüpfung. In ihrem Umkreis erscheint eine unternehmerische Figur namens Joseph Vogt (1847-1921), ein geologisch interessierter Maschinenbauer aus Niederbruck, ein Lieferant für Bohrgeräte im Elsass. Vogt war sich klar, dass unter der elsässischen Ebene interessante Vorkommen liegen mussten, sicher Salz, aber vielleicht auch Kohle und dann Erdöl. Vogt war streng französisch gesinnt, mit der deutschen Annexion alles andere als zufrieden; er wurde später Bürgermeister seines Dorfes Niederbruck und Generalrat sowie Regionaldeputierter im Landesausschuss von Elsass-Lothringen, wo er sich immer auf die Seite der französischen Interessen schlug.

Die grossbürgerlichen, industriell interessierten Familien im Elsass kannten sich gegenseitig. Im Dezember 1893 fuhr Joseph Vogt in einem leichten Pferdewagen vor dem Lützelhof vor und lud Anfang 1894 die Geschwister Zürcher zu einem Familienanlass ein. Eugène J. Bertrand erzählt die Szene wie folgt: „Nach dem Essen führte Joseph Vogt seine Gäste in die Fabrik. Als Amélie eine Art kleinen Eifelturm in Holz sah, fragte sie, was es damit auf sich habe. Das ist ein Bohrturm, antwortete der Hausherr. Ach Albert, sagte die Dame vom Lützelhof z ihrem Bruder, wir sollten eine Probebohrung auf unserem Gut, das nichts abwirft, veranstalten. Der liebe Gott ist gerecht, wie die Erde so arm ist, hab er sicher den Reichtum darunter versteckt. Amélie schweig, gab der ältere Bruder zur Antwort, was du sagst, ist eher dumm. Lass mich in Frieden.”

Es ist Amélie Zürcher selber, die den weiteren Gang der Dinge schildert. Nach Hause zurückgekehrt hatte sie in der Nacht einen Traum oder eher eine Vision, eine Art Offenbarung, die sich bei ihr zur Gewissheit verdichtete: dass unter dem Boden ihres Gutes Dinge von grossem Wert verborgen sein mussten. Am Morgen erzählte sie davon ihrem Bruder, der zunehmend unwirsch zu reagieren begann. Er soll ihr sogar gesagt haben, dass sie reif für das Irrenhaus sei. Finanziell hatte er sein Kapital weitgehend in Immobilien investiert, hätte also die notwendigen Mittel für solche Probebohrungen gar nicht aufbringen können. Aber er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit seiner Schwester gerechnet. Sie blieb bei ihrem Vorhaben, nicht nur Tage und Wochen, sondern über die nächsten zehn Jahre treu, erklärte in der Familie wiederholt ihre Bereitschaft, ihr ganzes Erbteil für ein solches Unternehmen einzusetzen. Das müssen merkwürdige geschwisterliche Auseinandersetzungen gewesen sein. 1934 erzählte sie: „Ich war zu sicher, dass ein Vermögen unter unseren Füssen versteckt lag. Ich entschloss mich, diesem Unternehmen alles zu opfern.”

Eine familiäre Zusammenkunft mit Joseph Vogt vom 27. Oktober 1903 – Vogt feierte die Heirat seiner Tochter Gabrielle – brachte die Wendung. Einer der Eingeladenen an diesem Anlass war Jean-Baptiste Grisez, ein geologisch interessierter Geschäftsmann, der seine Fähigkeit als Rutengänger schon ausprobiert hatte und der mit Joseph Vogt im Erdölgebiet von Pechelbronn zusammenarbeitete. Zusammen hatten sie eine eigene Konzession erworben. Bei Sentheim unternahmen sie 1903 eine Probebohrung, die aber bis auf die Tiefe von 504 Metern keine Ergebnisse lieferte.

Nach der Hochzeitsfeier ergaben sich familiäre Gespräche rund um den Tisch. Amélie Zürcher richtete sich an Joseph Vogt und berichtete später über den Verlauf des Gespräches: „Ich habe meinen Traum Joseph Vogt erzählt, der mir lächelnd zuhörte. Dann behauptete er, mich trotz meiner 46 Jahre eher als ein Kind betrachtend, dass das Ochsenfeld geologisch von einer viel zu jungen Formation sei, um irgendwelche Erze zu enthalten. Trotzdem war ich entschlossen, meine Haltung zu verteidigen, und gab ihm zur Antwort, dass ich absolut entschieden sei, da ich genau wüsste, wo dieser Schatz zu finden wäre. Ich fügte hinzu, dass es vielleicht nicht unbedingt Gold sei, das da unter unseren Füssen liege, aber aller Wahrscheinlichkeit nach eine höchst interessante Schicht. Ich versteifte mich darauf angesichts der klipp und klaren Weigerung Vogts, eine Probebohrung vorzunehmen. Schliesslich, als mir die Argumente mangelten, erklärte ich, dass dann eben ein aus Deutschland kommendes Unternehmen die Arbeiten übernehmen müsse. Es werden Deutsche sein, die den Schatz unter dem Ochsenfeld entdecken werden!

Diese Worte weckten den Patriotismus von Joseph Vogt, sein Stolz schien verletzt. Das werde ich nie erlauben, rief er, und wie um sein Gewissen zu beruhigen, fügte er hinzu: Warum sollte man schliesslich nicht eine Verlängerung der Kohlenflöze von Ronchamp oder der Erdölschicht von Pechelbronn finden?

Einige Wochen später gelang es mir endlich, neben Joseph Vogt, der mein Gesellschafter wurde, auch Jean-Baptiste Grisez und seinen Schwager, den Doktor Fischer, an meinen Projekten zu interessieren.”

Am 21. Mai 1904 wurde die Société en participation pour la recherche de gisement de houille en Alsace gegründet.Houille – also dachte Vogt noch an Kohle. 100'000 Mark legten die Gesellschafter zusammen, Vogt übernahm die Hälfte, Grisez ein Viertel, Amélie und Albert zusammen ebenfalls ein Viertel. In heutigem Geldwert lag das investierte Kapital in der Grössenordnung von weit über einer Million Schweizerfranken.

Am 13. Juni 1904 begann die Probebohrung im Wald von Nonnenbruch, dreieinhalb Kilometer südlich vom Wittelsheimer Kirchturm, unmittelbar beim Jagdhäuschen der beiden Geschwister.

Und nun wieder in den Worten Amélies:

„Meine Freude war tief zu sehen, dass meine Gewissheit von allen geteilt wurde. Jedoch in 50 Metern Tiefe angekommen, wollte Herr Vogt aufgeben, entmutigt nur Steine und Sand angetroffen zu haben. Ich behauptete, dass wir nach dieser Lage interessanteren Boden finden würden.”

Noch 30 Jahre später erinnerte sich die damals schon mehr als 70jährige Amélie Zürcher in einem Gespräch mit Lucien Naas lebhaft an die Dramatik dieses Streites zwischen ihr und Joseph Vogt über Aufgabe oder Weiterführung der Bohrarbeiten. (Eine deutsche Übersetzung dieses Gesprächs findet sich im Ende dieses Textes.) Weibliche Intuition und männlicher Sachverstand liegen einander in den Haaren. Aber es kämpft nicht eine untertänige Frau gegen einen industriellen Patriarchen; es kämpft eine entschlussfreudige Gutsherrin gegen einen zwischen Spekulation und Kostenbewusstsein schwankenden Unternehmer, den sie dazu nötigte, bis auf 400 Meter Tiefe zu bohren.

„Herr Vogt liess sich endlich überzeugen, und 150 Meter tiefer, das heisst 550 Meter unter der Oberfläche, erreichte man endlich die erste Kalilagerung, von einer Reinheit, wie man sie um jene Zeit in der ganzen Welt nicht kannte.

Es war der Triumph. Die Arbeiten wurden mit neuem Eifer weitergeführt. Drei Monate später wurde eine Tiefe von 1'120 Metern erreicht.”

Amélie hatte den Schatz unter der Erde gefunden.

Sie erzählt weiter: „Als Joseph Vogt diese Kristalle von oranger, roter und violetter Farbe sah, kannte er deren genaue Beschaffenheit noch nicht, freilich machte er den Eindruck, als ob er schon eine Idee im Kopf habe. Eine Sache war sicher: Das war der Schatz, den ich im Traum gesehen hatte. Ich war überglücklich, gerade herausgesagt: ich jubilierte.

Joseph Vogt schickte in höchster Geheimhaltung, am liebsten zur Nachtzeit, einige Muster in ein Laboratorium eines seiner Freunde, des Herrn Van Werwecke, Minenberater in Strassburg. Ein paar Tage später bekam er die berühmte Nachricht. Es handle sich um Kali von einer vorzüglichen Qualität; sollte das Lager gross genug sein, müsste man seinen Abbau in Betracht ziehen.

Natürlich verschwiegen die Entdecker, Van Werwecke inbegriffen, diese Entdeckung vollständig. Freilich fragten sich die Ingenieure in Strassburg, die im Dienst der Minen standen, und die naturwissenschaftlichen Professoren, die von den Probebohrungen gehört hatten, was man da eigentlich in den Tiefen des Ochsenfeldes finden wollte. Joseph Vogt machte sich ein diebisches Vergnügen daraus, ihnen mitzuteilen, dass er Kohle zu finden hoffte oder sogar Erdöl, und auf fast jesuitische Weise gestattete er sich, sie beiläufig zu fragen, ob es wohl möglich wäre, dass man im Untergrund des Ochsenfeldes Kali finden würde.

Die Ingenieure aus Strassburg antworteten, dass man da schon sehr tief bohren müsste, um vielleicht Kohle oder Erdöl zu finden, dass es aber sehr unwahrscheinlich sei, Kali zu entdecken, und sie fügten bei, dass dieses Mineral – was damals zutraf – nur in der Gegend von Stassfurt in Norddeutschland zu finden wäre.

Erst dann schickte Joseph Vogt ihnen Muster von Kali aus dem Ochsenfeld.

Auch die befragten deutschen Geologen, die mit Recht stolz waren, dass sie im letzten Jahrhundert ein riesiges Kalilager entdeckt hatten, das ihrem Land ein Weltmonopol sicherte, verneinten entschieden die Möglichkeit eines Kalivorkommens im Elsass – ausgeschlossen, sagten sie, ausgeschlossen.

Man darf sich ihre erstaunten Mienen vorstellen, als sie von den elsässischen Minen von diesem Umfang hörten...”

Freilich sah die Rechnung nicht schön aus. Die Probebohrungen hatten nicht nur das ursprüngliche Kapital von 100'000 Mark verschlungen, sondern die Arbeiten hatten insgesamt nicht weniger als 400'000 Mark gekostet. Woher kam das Geld? Amélie Zürcher hatte alle ihre Güter ausnahmslos mit Hypotheken belegt, und nicht nur ihre, sondern auch jene ihres Bruders und seiner Neffen. Joseph Vogt suchte zuerst Kapitalien in der Region, dann – erfolglos – bei den Banken in Paris. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich an deutsche Bankkreise zu wenden, und mit deren Hilfe konnte er am 13. Juni 1906 die Minengesellschaft Gewerkschaft Amélie gegründet werden, die nicht weniger als 120 Probebohrungen vornahm. Im Frühjahr 1908 begann sie mit dem Abtäufen des Schachtes Amélie I, und im Februar 1910 konnte sie das erste Kalisalz liefern.

Das Elsass war noch immer deutsches Reichsland – man darf das nicht vergessen. Die deutschen Interessen waren stark; 1911, drei Jahre vor dem Ersten Weltkrieg, trat die Gewerkschaft Amélie ihre Konzessionen an die Deutschen Kaliwerke ab, eine deutsche Minengesellschaft, deren Sitz sich in Bernterode in Sachsen befand.

Vogt war darüber alles andere als glücklich, er wollte nach wie vor französisches Kapital für die Ausbeute dieser Minen organisieren. Das war eine mühsame Arbeit, aber im Juni 1910 brachte er im Freundeskreis genug Geld zusammen, um eine neue Aktiengesellschaft zu gründen, die Kaliminen Sainte-Thérèse. Sein Sohn, Fernand Vogt, übernahm die Direktion, und dieses zweite Unternehmen verschaffte sich eine Reihe von Konzessionen bei Pulversheim, Ungersheim, Ruelisheim, Feldkirch, Bollwiller und Ensisheim.

1912 waren nicht weniger als 106 Konzessionen im Oberelsass erteilt. 28 davon gehörten den Kaliminen Sainte Thérèse, 78 den Deutschen Kaliwerken. Vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren insgesamt 17 Schächte installiert auf einer Fläche von 20'300 Hektaren, in die sich drei deutsche Gesellschaften, die Deutschen Kaliwerke, Roechling und Wintershall, daneben die vom Kapital her französische Kalimine Sainte Thérèse, teilten.

Die Investitionen betrugen damalige 90 Millionen französischer Franken, die Tiefe der Bohrlöcher lag zwischen 420 und 1‘100 Metern. 1910 arbeiteten bereits 222 Arbeiter in den Minen, die Ausbeute betrug 38'481 Tonnen Rohsalz, diese repräsentierten einen Wert von 512'000 Mark. 1913 war die Anzahl der Arbeiter auf 600 gestiegen, die jetzt 350'341 Tonnen förderten, deren Wert sich auf 6'115'000 Mark addierte.

Der Erste Weltkrieg, der das vor dem Harmannswiller-Kopf liegende Ochsenfeld einmal mehr zur Kampfzone machte, brachte einen vollständigen Umbruch in sämtlichen Verhältnissen. Das deutsche Kapital wurde nach 1918 sequestriert, die Minen wurden dann vom französischen Staat übernommen und 1924 als staatliches Unternehmen mit dem Namen Mines Domaniales de Potasse d'Alsace (abgekürzt MDPA) eingerichtet. Die bergmännische Erschliessung der Kaliminen begann im grossen Stil in der Zwischenkriegszeit, die Produktion stieg von 592'365 Tonnen Rohsalz 1919 auf 3'569'000 Tonnen im Jahr 1939.

Wer heute durch das Elsass zwischen Mülhausen, Cernay und Ensisheim durchfährt, sieht immer noch die alten Schachtgerüste. Und gelegentlich erfährt er auch deren Namen. Namengebungen im industriellen Zeitalter nach 1830 beginnen im wesentlichen mit den Namen von Lokomotiven, die heissen im Elsass zum Beispiel Napoléon, in Baden Johann Peter Hebel. Dann folgen Hochkamine, für die Dichter, Politiker oder Generäle gern den Namen geben, so stossen Victor Hugo, Léon Gambetta oder Georges Boulanger Rauchwolken aus. In der Minenindustrie sind es oft Heilige, die ihren Namen geben, oder es sind eben Ortschaften. Dazu kommen dann die Namen der Leute, deren unternehmerische Aktivität geehrt werden soll.

Somit heissen die Schachtanlagen auf dem Ochsenfeld eben Amélie oder Joseph. Elise geht auf den Namen einer Schwiegertochter von Joseph Vogt zurück. Mit den Namen Fernand, Thérèse und Marie-Louise bewegen wir uns in der Familie von Fernand Vogt, beim Schacht Théodore handelt es sich entweder um den Vater Amélies oder um einen Minendirektor Theodor Lichtenberger aus Heilbronn. Die Schächte Max und Alex gehen auf deutsche Industrielle der Epoche vor dem Ersten Weltkrieg zurück, der Schacht Rodolphe bezieht sich auf einen österreichischen Kaisernamen. Der Schacht Guillaume erinnert an Kaiser Wilhelm II., der sich persönlich bei deutschen Banken für eine Kreditgewährung an die elsässischen Minen einsetzte.

Aber hier geraten wir bereits in die moderne Industriegeschichte des Elsasses; mit Amélie Zürcher hat das immer weniger zu tun, wir sollten uns wieder ihr und ihrem landwirtschaftlichen Betrieb zuwenden.

Die Gutsherrin des Lützelhofes 

Man hat in Amélie Zürcher wegen ihres unerschüttlichen Glaubens an den Schatz unter der Erde schon so etwas wie eine (grossbürgerliche) Jeanne D'Arc des 19. Jahrhunderts gesehen, und ganz unzweifelhaft wären ohne sie die Kali-Vorkommen im Elsass so früh nicht entdeckt worden. Man hat sich auch schon gefragt, ob diese Frau einen übernatürlichen Sinn hatte, ob sie gar ein Medium war. Es ist bezeugt, dass sie fast auf den Tag genau den Todestag ihres Bruders voraussagte, sich freilich im Jahr irrte; einer heimkehrenden Jagdgesellschaft schilderte sie einmal ausführlich, an welcher Stelle genau soeben die Wildschweine geschossen worden wären – es stimmte genau. Vor allem darf man sich daran erinnern, dass Amélie immer die exakte Stelle für die erste Bohrung (nahe der Jagdhütte der Geschwister) unbeirrt bezeichnet hatte. Aber dass der Engel Gabriel selber ihr einst die Stelle für die erfolgreiche Probebohrung gezeigt hätte, dementierte sie auf das entschiedenste.

Der Kali-Abbau mehrte ihren Reichtum. Ihr Gut profitierte davon. Über die Entwicklung des Landwirtschaftsbetriebes sind wir dank den Berichten von Jules Léopoldès (1884-1967) genauer unterrichtet.

Wer war dieser Monsieur Jules, geboren in Cernay? 1901, im Alter von 17 Jahren, wurde er auf dem Lützelhof als Aufseher über die Hunde und als Vorreiter angestellt. Von 1904 bis 1907 absolvierte er seinen (deutschen) Militärdienst, kam nachher wieder auf den Hof zurück, und dann sagte ihm Amélie: „Mein Kleiner, ich hab dich bei der Arbeit genau beobachtet, du bist der Mann, den ich brauche.” Das war der Beginn seiner Karriere als eigentlicher Gutsverwalter, und bald hiess er nicht mehr mon petit, sondern Monsieur Jules. Er exekutierte, was Amélie projektierte, blieb Verwalter bis 1923, übernahm dann auf eigene Rechnung die Schafzucht mit einer Herde von zwischen 300 und 500 Tieren.

Das Hauptproblem des Lützelhofes war die Wasserversorgung, weil die Humusschicht auf dem kiesigen Untergrund dünn war, somit in trockenen Jahreszeiten sofort Wasser zu fehlen begann. Auf der ganzen elsässischen Seite des Oberrheins hatte sich seit langem eine eigene Technik des Kanalbaus entwickelt, mächtig gefördert durch die Festungsbauten unter Ludwig XIV., wo für den Transport von Baumaterialien Kanäle ausgehoben werden mussten. Der Lützelhof bezog Wasser aus einem Bach aus der Gegend von Aspach und Leimbach; ein ganzes System von nicht weniger als 44 Schleusen leitete das Wasser bis auf den Hof. Monsieur Jules installierte in den Ställen ein eigenes System, bei dem Kühe lernten, mit einem Druck der Schnauze am Boden eines Troges Wasser hervorsprudeln zu lassen, so dass der tägliche Gang zur Tränke wegfiel.

Ein Hauptaugenmerk galt der Bodenverbesserung, wozu Amélie ihn immer wieder ermunterte. Das hiess Mist- und Kompostwirtschaft, also regelmässige Verteilung des Stallmistess; hiess sorgfältigen Umgang mit den jeweiligen Niederschlägen und Beschaffung von zusätzlichem Humus. Wo immer neue Strassen gebaut und Wiesengrund entfernt wurde, trat Monsieur Jules als Ankäufer auf.

Aber er kaufte auch Land. Aus den Mitteln, die Amélie durch die industrielle Ausbeutung der Kaliminen zuflossen, vergrösserte sie das Gut ohne Unterlasse. Aus den vom Vater geerbten 65 Hektaren wurden fast 800 Hektaren, die Are kostete damals zwei Franken. Denn der Boden galt immer noch als arm. Der Lützelhof vergrösserte sich Richtung Wittelsheim, Cernay und Richwiller, umfasste auch Hunderte von Waldstücken, deren Bearbeitung zahlreiche Hände verlangte. Die Belegschaft nahm zu, es waren teilweise über 40 Personen, dazu kamen fast anderthalb Dutzend Saisonarbeiter. Desgleichen wuchs die Zahl der Tiere, die jetzt nach Hunderten von Kühen, Ochsen und Pferden gezählt wurden. 350 Schafe aus Bayern trieb man in einem Marsch von zwölf Tagen ins Elsass, dazu kamen Schweine, Federvieh und Bienenvölker.

Als älterer Mann erzählte Monsieur Jules einem Redaktor der Zeitung L'Alsace vom täglichen Leben auf dem Lützelhof:

„Gemolken wurde von zwei Knechten, die um 01.30 Uhr aufstanden, denn schon um 05.00 Uhr verliess der erste Wagen das Gut Richtung Bahnhof Cernay, von wo die Milch per Zug nach Mülhausen ging. Um 03.45 Uhr weckte ich das übrige Personal. Um 05.45 Uhr waren wir fertig mit der Tierpflege, hatten die kleinen Alltagspflichten erledigt und bereits auch das Frühstück in der Gesellschaft von Fräulein Zürcher eingenommen. Diese stand jeden Tag pünktlich um 05.00 Uhr auf. Genau um 06.00 Uhr verliessen die Gespanne den Hof. Wir arbeiteten auf den Wiesen, im Wald, auf dem Feld und in den Gärten bis 11.00 Uhr.

Das Mittagessen nahm man immer in Gegenwart von Fräulein Zürcher ein, die die Teller selber füllte, und um 13.00 Uhr gings zurück an die Arbeit bis Schlag 18.00 Uhr. Dieser regelmässige Rhythmus, Voraussetzung für die guten Ergebnisse des Hofes, wurde von einer Glocke begleitet, die jeden Tag den Anfang und das Ende der Arbeit einläutete.”

Der Lützelhof besass eine eigene Dampfmaschine, die auch eine Ölpresse betrieb. Die Bauern der Umgebung konnten dort ihren Raps verarbeiten. Angeschlossen waren eine Dreschmaschine sowie die Wasserpumpe für die Füllung des Reservoirs, von dem das Wasser mit Druck in die Wohnhäuser und Ställe verteilt wurde.

Liest man diese Berichte über die Herrin des Lützelhofes, wie sie von den letzten Augenzeugen überliefert sind, ist die Versuchung gross, sich ein herrschaftlich-matriarchalisches Bild von einer zielgerichteten Entwicklung auszumalen. Dann aber muss man sich anhand der Lebensdaten von Amélie Zürcher die einzelnen Etappen ihres Werdegangs veranschaulichen. Als der deutsch-französische Krieg ausbrach, war sie 12 Jahre alt. Als sie vom Schatz unter dem Boden träumte, zählte sie 35 Jahre. Sie selber hält fest, dass sie zur Zeit der Entdeckung der Kali-Lager 46 Jahre alt war. Sie näherte sich schon dem 50. Altersjahr, als sie Jules Léopoldès zum Gustverwalter berief. Die grosse Erweiterung des Lützelhofes erlebte sie als Frau zwischen dem 50. Und 60. Lebensjahr, in einer Spanne also, die nach dem Geist ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft für Frauen schon als Rückzug ins private Leben galt. Mit 56 Jahren sah sie den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, 60 war sie, als er zu Ende ging. Wie der Zweite Weltkrieg begann, war sie 81jährig; 86, als er vorbei war, und wie sie 1947 starb, stand sie 13 Wochen vor ihrem 89. Geburtstag. Sie fühlte sich als Französin, wurde als Elsässerin dann Bürgerin des Deutschen Reichslandes Elsass, war in der grössten Entwicklungsphase des Kali-Bergbaus zwischen den beiden Weltkriegen wieder Französin, erlebte die erneute Annexion des Elsasses durch das Dritte Reich und sah in hohem Alter die Rückkehr der französischen Armee, die das Elsass wieder französisch werden liess. Von Geruhsamkeit kann keine Rede sein.

Nicht zu vergessen ist, dass das flache Ochsenfeld hinter Cernay an die Ausläufer der Vogesen stösst, und dass somit dieses Gelände militärisch fast unweigerlich bei jeder deutsch-französischen Auseinandersetzung zum Kampffeld werden musste. Die wohl zum Teil mit deutschem Kapital, aber unter französischer Leitung stehenden Kaliminen drohten beim Rückzug der deutschen Truppen 1918 gesprengt zu werden. Henri Koch, ein Cousin Amélies, der Verwaltungsrat der Deutschen Kaliwerke war, setzte alle seine Beziehungen zu seinen Berliner Kollegen und zur Deutschen Bank ein, um die Anlagen vor der geplanten Sprengung zu retten. Amélie hatte 1914 den Lützelhof, der sozusagen im Schlachtfeld lag, verlassen müssen. Wir berechtigt das war, zeigte die Zerstörung des Gutsgebäudes im Jahr 1918 durch Artilleriebeschuss. Sie hatte sich zuerst nach Mülhausen zurückgezogen, lebte 1916 ein paar Monate in Paris, kehrte aber immer wieder auf den Hof zurück, dessen Hauptgebäude in ein Lazarett verwandelt worden war. Aus der Gutsherrin wurde eine freiwillige Krankenschwester.

Kaum war der Krieg vorbei, war sie die erste, die in Begleitung eines Inspektors der Eaux et Forêts die Kriegsschäden inspizieren wollte: von der Artillerie verletzte Bäume, zerstörte Gebäude und Granattrichter. Sie kletterte resolut über Stacheldrahtverhaue und zur Mittagszeit – sie konnte es nicht lassen – besorgte sie selber das Mittags-Picknick für die kleine Gruppe der Inspektoren.

1928 – die vom französischen Staat übernommenen Minen standen in der grössten Entwicklungsphase – kaufte sie in Mülhausen eine Villa an der rue du Moenchsberg 17 mit Park und Gemüsegarten. Monsieur Jules hatte autofahren lernen müssen, neben Pferdefuhrwerken standen zur besten Zeit drei Autos zur Verfügung. Abfahrtszeit war noch immer 06.00 Uhr – da blieb Amélie ihren Gewohnheiten treu. Auch ihre Tierliebe dauerte an, Fotos zeigen sie bei der Fütterung ihrer Hunde. Wohltätigkeit übte sie im Verborgenen aus; für den Bau der neuen Kirche Sacré Coeur stellte sie ein ihr gehörendes Terrain zur Verfügung, verbat sich aber zu ihren Lebzeiten das wiederholte Glockengeläute. Jeden Tag besuchte sie die Messe.

Dann kam der Zweite Weltkrieg, nach dem Fall Frankreichs wurde das Elsass wieder von Deutschland annektiert. Amélie blieb in Mülhausen. 1942, im Alter von 84 Jahren, erlitt sie im Badezimmer einen schweren Unfall, brach sich einen Schenkelknochen und ein Bein. Sie konnte das Haus nicht mehr verlassen. Am 11. Mai 1944 – der Ausgang des Krieges war schon entschieden – heulten in Mülhausen die Sirenen. Amélie spielte Karten mit ihrer Gesellschafterin Maria Groell. In die Keller wollte niemand gehen, die „feindlichen” Flugzeuge waren ja jene der Alliierten. Und bisher war nach einem Alarm noch nie etwas erfolgt. Da schlug eine Bombe im Haus an der rue du Moenchsberg ein, die Köchin Elisa war sofort tot. Ein Lebensmittelhändler, René Seiller, konnte die Feuerwehr alarmieren, welche die beiden Damen, die im halb zerstörten Haus gefangen waren, befreite. Nach einem kurzen Aufenthalt bei ihrem Immobilienverwalter musste Amélie in Cernay hospitalisiert werden, ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich, Wundbrand stellte sich ein. Die letzten Kämpfe um das Elsass verfolgte sie vom Bett aus, da Cernay in die Frontzone geriet. Dann kam sie in das Hasenrain-Spital in Mülhausen, wo ihr – der Krieg war zu Ende – im Oktober 1945 noch ein Bein amputiert werden musste. „Geben Sie mir eine Lokalanästhesie”, sagte sie zum operierenden Arzt, „ich will sehen, was Sie machen.” Endgültig bettlägerig, redigierte sie ihr umfangreiches Testament, besprach alles und jedes genau mit ihren Vertrauten.

Am 8. Juni 1947 starb sie, noch nicht ganz 89 Jahre alt. Begraben liegt sie im Friedhof von Cernay.

Zwei Welten 

Im Palazzo Pubblico in Siena finden sich zwei Ambrogio Lorenzetti aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts zugeschriebene Bilder, genannt „Folgen des guten Regimentes”. Das eine Bild nennt sich „Stadtleben”, das andere heisst „Landleben”.

Diese Bilder stellen einen Gegensatz dar, der in der spätmittelalterlichen Welt zum ersten Mal als grundsätzliche Polarität empfunden wurde: eben Stadt und Land. Das Landleben zeigt Weinbauern, eine Jagdpartie, Reiter, pflügende Gespanne, Erntearbeiten, Bäume, Felder, Gehöfte und Tiere. Das Stadtleben schildert das Treiben in einer Kleinstadt mit vorüberfahrenden Fremden, einkaufenden Hausfrauen, tanzenden Mädchen, Handwerkern, Bauarbeitern, Marktfahrern und häuslichen Szenen. Es ist ein Gegensatz, in welchen sich jeder Bewohner der damaligen Welt eingefangen sehen konnte und der in Europa noch tief bis ins 18. Jahrhundert weiterwirkte.

Unsere heutige Welt ist nicht mehr von diesem Gegensatz dominiert. Seit der Einrichtung von Textilmanufakturen und der Erfindung der Dampfmaschine, die sich in den Verkehrsmitteln (Eisenbahnen und Schiffen) einsetzen liess, sind zwei andere, die Umwelt gestaltende Kräfte aufgetreten: die Fabrik und mit ihr die Industrie, dann das Verkehrswesen mit seinen weit in die Landschaft ausgreifenden Anlagen. Die Städte von heute haben keine Mauern mehr, die sie exakt gegen das umliegende Land abgrenzen, sondern sind von industriell genutzten Flächen, Verkehrs- und Verteilanlagen umgürtet – Stadt- und Landleben durchdringen sich, und mancher moderne Bauernhof schaut sich an wie eine kleine Fabrik.

Diese neue Verzahnung zweier früher gegensätzlicher Welten hat sich nicht über Nacht ergeben, sondern ist langsam herangewachsen. Sie begann vor der Zeit, da Amélie das Licht der Welt erblickte – ihr Vater betrieb in Bollwiller schon eine grosse Textil-Manufaktur. Auch die Eisenbahnlinie Mülhausen-Thann, eine der frühen auf dem europäischen Kontinent, eröffnet am 6. August 1839, fiel in die Zeit vor der Geburt Amélies. Aber wenn wir dann auf ihre ganze Lebensspanne blicken, die fast von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis gegen die Mitte des 20. Jahrhunderts dauerte, blicken wir auch auf die Zeit der grossen Veränderungen in ganz Europa und – besonders spürbar – am Oberrhein.

Von 1817 bis 1876 wurde der Rhein zwischen Basel und Mannheim begradigt, um nicht weniger als 81 Kilometer verkürzt, und nach dem Ersten Weltkrieg begann der Bau des für die Schifffahrt und für die Kraftwerke notwendigen Kanals auf der französischen Seite. Die Eisenbahn Strassburg-Colmar-Mülhausen langte Ende 1845, diejenige von Mannheim-Karlsruhe-Freiburg zehn Jahre später in Basel an.

Eine besondere Erwähnung verdient die elsässische Chemie. Der vorzügliche Kenner der elsässischen Industriegeschichte, Michel Hau, spricht von einer eigentlichen Ausblutung der zwischen 1823 und 1860 gegründeten Chemieunternehmen im Elsass – Richtung Basel, aber auch nach Deutschland. (Amélies Bruder Albert war, vergessen wir es nicht, Vertreter für chemische Produkte aus Ludwigshafen.) Es war die im Elsass etablierte Textilindustrie, die für Wasch-, Bleich- und Färbereivorgänge auf Chemie angewiesen war. Um 1860 beschäftigten die Chemiewerke in Thann schon über 250 Arbeiter, während in Basel neben der Farbholzmühle von Geigy erst kleine Laboratorien und eher experimentelle Fabrikationsgebäude in Betrieb waren.

Die Erfindung der synthetischen Textilfarbstoffe auf Anilinbasis 1856 durch den Engländer Perkin änderte oder besser begründete erst die ganze Farbstoffchemie. Charles Kestner in Thann, die Firma Freund und Merlanchon in Hüningen, Jean-Gerber-Keller in Dornach bei Mülhausen warfen sich sofort auf diese neue Technik. Das Elsass brachte die notwendigen Voraussetzungen mit: leistungsfähige Textilbetriebe, eine hohe handwerkliche Technik im Druck von Stoffen und Papieren und, seit 1822, eine Ausbildungsstätte, die Ecole de Chimie in Mülhausen. (Das Polytechnicum in Zürich begann nicht vor 1855 mit der Chemieausbildung, die Universität Basel sogar est 1904.) Zur Zeit der Geburt Amélies ist Mülhausen als Chemiezentrum wichtiger als Basel; dann aber, zwischen 1860 und 1853, folgt das, was Michel Hau die Ausblutung nennt. Das französische Patentrecht schützte bei chemischen Stoffen das Enderzeugnis, nicht aber das Herstellungsverfahren. In der Nachfolge von Perkin produzierte die elsässische Firma Gerber-Keller ein Azalein, das das Fuchsin der Lyoner Firma Renard Frères et Franc, entdeckt von François Verguin, konkurrenzierte. Es kam zum Prozess, Gerber-Keller verlor ihn. Französische Chemiker, die bekannte künstliche Farbstoffe auf intelligentere und ökonomischere Weise synthetisieren konnten, hatten in Frankreich auf Grund des Patentgesetzes von 1844 keine Chancen mehr. Sie gingen nach Deutschland, wo patentrechtlich das Verfahren geschützt war, und in die Schweiz, die noch gar keinen Patentschutz kannte, erst 1887 die deutsche Regelung einführte. Chemiker und Techniker wie Jules-Albert Schlumberger, Jean und Armand Gerber-Keller, Louis Durand und Edouard Huguenin zogen nach Basel, wo ein anderer Mülhauser, Jean-Gaspard Dollfus, den Baslern nicht nur die erste Gasversorgung einrichtete, sondern auch mit Teerfarbstoffen zu arbeiten begann. Der Mülhauser Jean-Jacques Müller-Pack richtete im Basler Rosental eine eigene Fabrik für synthetische Farbstoffe ein, die bald danach von Johann Rudolf Geigy übernommen wurde.

Es ist nicht übertrieben zu sagen: Ohne die elsässische Chemie und ihren Erfindergeist hätten die damals heranwachsenden Basler Farbstoff-Firmen Geigy, Ciba und Sandoz ihren Ruf im Bereich der organischen Chemie nicht so erfolgreich begründen können. Die elsässische Chemie hingegen sah sich auf die mineralische Chemie zurückgebunden, wo sich dann, nach der Entdeckung der Kali-Lager, neue Möglichkeiten auf dem Gebiet von Düngerprodukten ergaben und 1931 zum Beispiel die Fabrique de produits chimiques de Thann mit der Kali-Sainte Thérèse eine gemeinsame Gesellschaft, die Société Potasse et Produits Chimiques, gründete.

Doch waren das industrielle Bewegungen und Verlagerungen, die sich mehr im stillen Kämmerlein, das heisst in kleinen Fabriken und Laboratorien, vollzogen, in der grossen Gesellschaft und vor allem in der Landschaft jedoch wenig sichtbar wurden. Die grosse Veränderung im Oberelsass brachte erst die Kali-Industrie. Gabriel Wackermann, ein intimer Kenner dieses industriellen Kapitals, sagt, dass die elsässischen Minenunternehmen zu eigentlichen Versuchslaboratorien im ökonomischen, professionellen, gesellschaftlichen und kulturellen Bereich wurden, bereit zu avantgardistischen Initiativen. Die Rekrutierung grosser Belegschaften – Wackermann denkt da an die Zeit des französischen Elsasses nach 1918 – brachte zudem eine moderne Gewerkschaftsbewegung hervor, die es im bisher von der Landwirtschaft und von kleinen sowie mittelgrossen Unternehmen dominierten Elsass so noch nicht gab.

Man braucht nur in das Gebiet des einstigen Ochsenfeldes und darüber hinaus zu fahren, um diese Veränderungen noch heute zu sehen. Was findet  man? Die Schachttürme mit ihren grossen Rädern, jetzt zum Teil verlassen. Die um den Schachtturm gruppierten technischen Bauten für Zwischenlager und erste Verarbeitungen, die Transportwege, oft kleine Güterbahnhöfe. Gegenstück zu den Schachttürmen – derjenige von Staffelfelden ist 70 Meter hoch – sind die aufgeschütteten Abraumhalden, die die flache Ebene in eine dreidimensionale Industrie-Landschaft verwandeln.

Aber es entstanden nicht nur andere Landschaften, sondern – noch heute auffallend – neue Dörfer oder Dorferweiterungen, es wuchsen eigentliche Arbeitersiedlungen heran. Entwürfe vom Reissbrett, mag man denken, aber handkehrum entdeckt man sie in eine geschichtliche, vielleicht sogar lokale Tradition eingebunden. Liegt nicht in der Nähe von Dôle die 1775 bis 1779 erbaute Saline Royale des Claude Nicolas Ledoux, der imponierendste, leider unvollständige Entwurf zu einer kompletten Industriesiedlung? In einem Halbkreis stehen da auf einer Linie die Häuser für die Salzlager und in der Mitte das Direktionsgebäude in Form eines Tempels, im Halbkreis darum die Gebäude für Ställe, Schmitte, Salzfässer, das Salzsteueramt und das Büro. Nach den Plänen des Architekten hätten sich in einem weiteren Kreis die Arbeiterhäuser, wiederum von einheitlicher Architektur, anschliessen müssen – sie stehen nicht mehr oder wurden zum Teil nie gebaut. Denkt man an die damalige Zeit des voll erblühten Rokokos im langsamen Übergang zur sogenannten Klassik, mutet die massive Bauweise des ganzen Komplexes wie der Übergang (drei Generationen später) vom Biedermeier in das erste Industriezeitalter an.

Wenn Mülhausen, das Manchester Kontinentaleuropas, nach 1853 eigentliche cités ouvrières baute, Gartenstädte mit pavillonartigen Einfamilienhäusern, konnte es an schon Bestehendes anknüpfen. Hier rechnete man von Anfang an mit einer Arbeiterschaft, die auch ihre Pflanzgärten pflegen und einen agrarischen Lebensstil weiterführen wollte. Gabriel Wackermann sagt es so: „Als die Kali-Minen geschaffen wurden und die Notwendigkeit sich aufdrängte, die zuziehende Arbeiterschaft unterzubringen, konnte man auf eine neu geschaffene Tradition zurückgreifen, unterstützt von der Société Industrielle, die bei ihrer avantgardistischen Zielsetzung bleiben wollte. Da das Elsass damals deutsch war, überrascht es nicht, dass die bestimmenden Leute aus Deutschland die elsässischen Formen mit architektonischen und urbanistischen Elementen aus dem Saarland, aus Hessen und Sachsen ergänzten.” So finden sich im ganzen Gebiet des Ochsenfeldes Bauten und Haustypen aus den ersten 25 Jahren des 20. Jahrhunderts, die neben dem elsässischen Grundklang noch ganz andere Stilmerkmale zeigen. Als das Elsass nach 1918 wieder französisch wurde, steigerte sich die siedlungsmässige Erschliessung von Cernay bis Ensisheim zu neuen Dimensionen. Man plante nicht nur für Jahrzehnte, sondern dachte an Jahrhunderte. Jede Mine sollte in einer Gehdistanz von zehn Minuten ihr Personal unterbringen können – das war der einstige Traum von Ledoux. Noch immer dachte man in hierarchischen Strukturen, es gab Arbeiter-, Angestellten- und Direktorenhäuser. Allein zwischen 1925 und 1930 – Amélie Zürcher beging in Mülhausen ihren 70. Geburtstag – entstanden 2'946 Wohnungen, ohne die Kirchen, Schulen, Gemeinschaftshäuser, Kantinen, Festsäle, die Sportanlagen, die Sanitäts-, Polizei- und Feuerwehrgebäude zu rechnen.

Der heutige Besucher des Ochsenfeldes sieht naturgemäss zuerst die Schachttürme und die Abraumhalden, die zum Teil weit auseinander gezogenen Siedlungen fallen ihm weniger ins Auge. Aber er sieht auf jeden Fall eine industrielle Landschaft und sieht auch ihre Wunden. Wenn er dann von der Naturliebe und der auf die Umwelt bedachten Sorgfalt der einstigen Gutsherrin hört, will das nicht recht zusammenpassen. Die Annahme, dass man in der Frühzeit des Kali-Abbaus, also noch vor dem Ersten Weltkrieg, nur unbekümmert vorangemacht habe, dass lediglich bergmännische Interessen den Taktstock geschwungen hätten, trifft nicht zu. Man war sich von Anfang an klar, dass diese Entwicklung, die ins obere Elsass von einem Jahr auf das andere einbrach, weitreichende Folgen haben würde, man wollte sich vorsehen und das Vorhaben in seiner ganzen sozialen Komplexität bedenken. Der Vertrag von Joseph Vogt mit der Gemeinde Wittelsheim über weiteren Landerwerb durch die Gewerkschaft Amélie verpflichtete diese: für alle Schäden aufzukommen, die Fabrikabwässer zu filtern, die Jagdrechte zu garantieren, Schulhausbauten zur Hälfte zu finanzieren und die zusätzlich notwendig gewordenen Lehrkräfte zu honorieren.

Hier soll nicht die ganze Geschichte der Kali-Industrie im 0beren Elsass erzählt werden – der schon genannte Gabriel Wackermann hat das in seiner Publikation Le Pays de la Potasse ausführlich getan. Halten wir fest, dass in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen die vorwiegend mit deutschem Kapital gegründete Gewerkschaft Amélie und dann die nach dem Zweiten Weltkrieg mit elsässischen und französischen Geldern aufgebaute Kali Sainte-Thérèse in der Gesellschaft Mines domaniales de Potasse d'Alsace (MDPA), einem Staatsunternehmen, aufgingen. Vertrieb und Verkauf wurden einer eigenen Gesellschaft, der Société commerciale des Potasses d'Alsace, übertragen, die 1929 das heute noch gelegentlich sichtbare Markenzeichen mit dem stehenden Storch vor der Silhouette des Strassburger Münsters schuf. Zwischen 1923 und 1930 kamen – Arbeitskräfte begannen in der ganzen Region zu fehlen – nicht weniger als 3400 bergmännisch ausgebildete Polen in die verschiedenen Siedlungen, rund 7500 Wohnungen mussten von der Gesellschaft an 15 Standorten eingerichtet werden. (Noch heute liest man gelegentlich polnische Ladenbeschriftungen.) Nach dem Zweiten Weltkrieg waren mehr als 3000 Wohnungen beschädigt oder ganz zerstört, verschiedene Schachtanlagen hatten ebenfalls gelitten, aber das Tempo des Wiederaufbaus war imponierend.

Den wirtschaftlichen Höhepunkt erlebte die elsässische Kali-Industrie 1948. Damals zählte sie 12'880 Personen „sous le statut de mineur”, dazu kamen Ärzte, Lehrer, Gärtner, Lehrerinnen, also mehrere hundert Hilfskräfte. Noch in den 60er Jahren waren es Tausende, die für die Minen arbeiteten, aber 1979 war deren Zahl auf 6000 und nach 1990 auf 3000 gesunken. Die Gründe für den Rückgang sind verschiedener Natur: Entdeckung neuer Kali-Vorkommen in anderen Ländern und Kontinenten, Preiseinbrüche auf dem Weltmarkt, vor allem aber die absehbare Erschöpfung der elsässischen Kalivorkommen, die sich für das Jahr 2004 abzeichnet. Dannzumal kann diese bergmännische Industrie mit ihrem Ende zugleich auf 100 Jahre zurückblicken. Dazu kam ökologischer Kummer, weil auf dem Höhepunkt des Kali-Abbaus nicht weniger als sieben Millionen Tonnen Salz in den Rhein abgeleitete werden mussten. 1972 wurde von den betroffenen Staaten, nämlich Frankreich, Deutschland, Holland und der Schweiz, erstmals ein Vertrag im Hinblick auf die Reduzierung der Salzabfälle geschlossen; 1983 sah die Unterzeichnung einer weiteren Konvention, die die Kali-Industrie im Elsass zur massiven Reduktion der Salzeinleitungen in den Rhein verpflichtete. Der Produktionsrekord wurde 1974 erreicht, als nicht weniger als 13'361'709 Tonnen abgebaut wurden, die 2'678'853 Tonnen K2O ergaben. Jetzt bemüht sich die MDPA darum, salzhaltige Abfälle auf abgedichteten Oberflächen so zu deponieren, dass keine ökologischen Schäden mehr zu befürchten sind; das erstarkende Umweltbewusstsein der Bevölkerung ist zu einem wesentlichen politischen Faktor geworden. Wird aus dem bergmännischen Oberelsass langsam wieder ein vermehrt landwirtschaftlich genutztes Gebiet, oder gelingt es unserer heutigen Gesellschaft, neue umweltschonende Techniken und Beschäftigungen in den alten Revieren anzusiedeln?

Der Beitrag der Kali-Industrie an die Verwandlung des Oberelsasses und an seinen Wohlstand ist nicht zu übersehen. Die Realisierung des Traums der Amélie Zürcher vom Schatz unter dem Boden steht in seinem 100-Jahr-Jubiläum. Die Kali-Industrie hat dem Elsass Hafenanlagen, spezielle Bahn-, Fluss- und Strassenverbindungen gebracht, sie hat vor allem eine Unzahl von Gesellschaften und Betrieben im mechanischen, chemischen und gewerblichen Sektor hervorgerufen. Zahlreiche Schulen und technische Ausbildungsstätten entstanden, sie nehmen sich der neusten Techniken an, etwa der Informatik. Zu sehen, wie eine ganze Industrie, konfrontiert mit ihrem Auslaufen, sich um Verwandlung und Neuanfänge bemüht, dabei erste Erfolge verzeichnet, ist eindrücklich, fast pathetisch. Wenn man hinter der Stadt Wittenheim verfolgen kann, wie die einstige Abraumhalde der Mine Fernand Anna zunehmend grün wird, scheint die Natur an diesem Wandlungsprozess teilzunehmen. Noch waren im 20. Jahrhundert einzelne Minen im Betrieb, gelegentlich sah man an der Spitze eines Schachtturms ein sich drehendes Rad. Aber andere sind stillgelegt; die Betriebsgebäude der Mine Rodolphe beabsichtigt das Ecomusée in Ungersheim in seinen Gesamtkomplex einzubinden. Auf der einen Seite also das traditionelle Elsässerdorf mit seinen landwirtschaftlichen Praktiken und den jahrhundertealten Riegelbauten, auf der anderen Seite die Industrie bergmännischen Zuschnitts aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Heute gibt es nicht mehr viele Leute, die in die Bücher ihrer Sammlung ein Ex Libris kleben. Vor 100 Jahren war das im gebildeten Bürgertum noch selbstverständlich. Wir kenne das Ex Libris das sich Amélie Zürcher anfertigen liess. Es zeigt ihr Familienwappen, ein diagonal geteiltes Feld mit je einem freigestellten sechseckigen Stern in den halben Flächen. Über diesem Wappen, an dessen Fuss ihr Name in gotischen Lettern steht, wird ein Hintergrund sichtbar. Wir sehen ein dicht bewachsenes Feld, in dem Obstbäume stehen, dahinter erscheint ein Bergwerk mit dem Schachtturm, am Horizont werden aufgetürmte Hügel sichtbar, es sind die Abraumhalden. Dieses Ex Libris dürfte noch vor dem Ersten Weltkrieg gezeichnet worden sein, aber sicher nicht vor 1910. Es stammt also aus der Zeit, da die damals rund 50jährige Amélie Zürcher ihre Lebensaufgaben wie selbstverständlich in ein Bild umsetzen konnte – abschliessend, ist man versucht zu sagen: hier die Obstbäume, dort das Bergwerk.

Es ist die Polarität, die das Leben von Amélie Zürcher geprägt hat. Ihr Traum vom Schatz unter der Erde bewahrheitete sich. Er brachte ihr Reichtum und ein sorgloses Leben. Gabriel Wackermann weiss zu berichten, dass um 1910 einzelne Aktien der Gewerkschaft Amélie äusserst spekulativ gehandelt wurden, sie stiegen damals auf 12'000 und 14'000 Mark, gelegentlich wurde ein Preis bis 30'000 Mark gezahlt. Das macht es verständlich, dass Amélie in Mülhausen einen grossen Grundbesitz erwerben konnte und sowohl einen Immobilien- wie Finanzverwalter in ihre Dienste nahm. Von ihrem ganz privaten Leben wissen wir sonst nicht mehr viel; alle Nachrichten, über die wir verfügen, zeigen eine ungewöhnlich gradlinige, mutige, in ihrer Selbstdisziplin bewundernswerte Frau. Die Erinnerung an ihre Person mag langsam verblassen, aber die Folgen ihres Traumes haben aus der Ebene des oberen Elsasses ein ganz anderes Land gemacht.

Interview mit Amélie 

1934 besuchte Lucien Naas als Journalist Amélie Zürcher in Mülhausen. Es sei ein schöner Frühlingstag gewesen, weisse Wolkenschärpen hätten am Himmel von türkisblauer Farbe geschwebt. Auf dem Weg an die Rue du Moenchsberg hätte er sich verschiedene Entdeckungen überlegt, Christoph Kolumbus und Amerika, das vom Ehepaar Curie entdeckte Radium. Und wie entdeckte Amélie Zürcher das Kali?

Der Bericht von Naas ist vom 25. Mai 1934 datiert. Für die Geschichte der Amélie Zürcher ist er eine wichtige Quelle. In den entscheidenden Passagen lautet er wie folgt:

„Meine Geschichte? bemerkte Amélie Zürcher, aber sie ist einfach. Ich widmete mich meinem Bruder, Kriegsverletzter von 1870. Wir bewirtschafteten im Ober-Elsass die grosse Ferme des Lützelhofes bei Sennheim, wo wir, im Jahre 1893, sechsundfünfzig Stück Rindvieh, zehn Pferde und ein Dutzend Schweine hielten. Nun war aber die Trockenheit in diesem Jahr fürchterlich, und Mitte Sommers standen wir vor der Unmöglichkeit, unser Vieh zu ernähren. Unsere Besorgnis war tief...

Diese peinlichen Erinnerungen erweckten Traurigkeit im Geist meiner Gesprächsführerin. Sie seufzte und fuhr fort:

Wir brachten grosse Opfer, um unsere Herde zu ernähren, denn wir konnten uns zu jener Zeit nicht dazu entschliessen, die Tiefe für 40 oder 50 Franken zu verkaufen, wo sie in normaler Zeit zwanzig mal mehr galten. Da der Regen immer noch auf sich warten liess, wurde unsere Verlegenheit äusserst gross. Wieviel unfruchtbare Versuche, wieviel unausführbare Pläne wurden geschmiedet in jener Zeit! Eines Nachts erwachte ich mit der Gewissheit, dass unter unserem Boden etwas verborgen sei.

Ein Traum, Mademoiselle, oder eine Vision? ... Vielleicht eine Enthüllung?

Oh nein! Einfach eine Gewissheit, aber eine absolute Gewissheit, dass unsere Erde etwas enthält.

Auf was beruhte diese Gewissheit?

Auf nichts!... Der Gedanke wurde mir vertraut. Zweifel kannte ich keine: unser Boden enthält unerwartete, ungewöhnliche Dinge – ich wusste zwar nicht welche –, die mir erlauben würden, unser Budget ins Gleichgewicht zu bringen. Ich weckte meinen Bruder, um ihm diese Mitteilung zu machen; aber er  hielt mich für verrückt. Am folgenden Tage wollte er nichts mehr davon hören, und als ich darum anhielt, Erdbohrungen bewerkstelligen zu lassen, erwiderte er, dass er über keinerlei Kapital verfüge und mir nicht helfen könne.

Dieser Misserfolg war sicher dazu angetan, Sie zu entmutigen?

Oh nein! Ich war zu sicher, dass unter unseren Füssen ein Vermögen vergraben war. Ich entschloss mich, diesem Unternehmen alles zu opfern, was ich persönlich besass. Aber zehn Jahre, sollten vergehen, ohne dass ich den ernsten Mitarbeiter finden konnte, dessen ich bedurfte. Es waren noch zehn peinliche Jahre, während welchen die Idee notwendiger Bohrungen sich immer mehr in meinem Geist festsetzte, ohne dass ich eine unmittelbare Verwirklichung sah. Meine lange Geduld sollte ihre Anerkennung finden. Ich konnte endlich für meine Pläne einen Spezialisten für Bohrungen interessieren, Herrn Joseph Vogt, der mein Beteiligter wurde, sowie Herrn J.-B. Grisez von Chapelle-sous-Rougemont.

Die erste Bohrung fand am 1. Juni 1904 zwischen Lutterbach und Sennheim statt, im Walde meines Bruders.

Da war ein schöner Tag für Sie, Mademoiselle!

Meine Freude war tief zu sehen, dass meine Gewissheit vor allen geteilt wurde. Jedoch in 50 Meter Tiefe angekommen, wollte Herr Vogt aufgeben, entmutigt nur Steine und Sand angetroffen zu haben. Ich behauptete, dass wir nach dieser Lage interessanteren Boden finden würden. Um ihn von seinem Entschluss abzubringen, musste ich sehr eindringlich sein. Ich erreichte es endlich, und die Arbeiten wurden wieder aufgenommen. Bei 400 Meter, in Gegenwart von Sodium clorure in sehr reinem Zustand, erklärte Herr Vogt, dass es unnütz sei, weiter zu bohren, da das Salz die Kosten nicht bezahlen könne.

Unter dem Salz gibt es etwas anderes, behauptete ich. Es muss weiter gebohrt werden!

Was Herr Vogt verweigerte. Verzweifelt, so nahe am Ziel aufgeben zu müssen, drang ich in Herrn Vogt, bat ihn, ich sagte ihm: Bohren Sie weiter, Reichtum erwartet uns. Hätte ich zwanzig Köpfe, ich gäbe sie, wenn wir nicht an's Ziel gelangen ... Wenn Sie aufgeben, werde ich allein handeln, ich werde irgendwo einen anderen Bohrer suchen!

Herr Vogt liess sich endlich überzeugen, und 150 Meter tiefer, d.h. 550 Meter unter der Oberfläche, erreichte man endlich die erste Kalilagerung, von einer Reinheit, wie man sie um jene Zeit in der ganzen Welt nicht kannte.

Es war der Triumph. Die Arbeiten wurden mit neuem Eifer weitergeführt. Drei Monate später wurde eine Tiefe von 1120 Metern erreicht.

Lächelnd und mit Einfachheit stellte Mlle Zürcher ihren Erfolg fest. Ich verneigte mich vor der unvergleichlichen Anregerin von Nachforschungen, die dieser Region ein neues Leben gaben.

 
© 2004 Markus KutterNach Oben